«Die Tagesschau ist eine Sendung mit Nachrichten. Die Tagesschau läuft im Ersten Deutschen Fernsehen. Und die Tagesschau gibt es schon sehr lange. Von der Tagesschau gibt es jetzt eine neue Sendung.»

Was klingt wie sympathische erste Gehversuche eines Primarschülers, ist ein Textausschnitt gemäss der sogenannten «einfachen Sprache». Sie setzt auf kurze Sätze, einen reduzierten Wortschatz und die Vermeidung von Fremdwörtern.

Die deutsche «Tagesschau» produziert neu von Montag bis Freitag eine Ausgabe, die sich an diese Regeln hält. Abholen will man damit die geschätzt 17 Millionen Menschen, deren Sprachvermögen auf dem Stand der vierten Klasse geblieben ist.

Das kann diverse Gründe haben. Lern- oder Leseschwäche, Folgen eines Schlaganfalls, verpasste Bildung oder eine andere Muttersprache.

Der Verdacht liegt nahe, dass die ARD damit einfach das Publikum vergrössern will. Immerhin sieht sich der öffentlich-rechtliche Sender als Bollwerk der einzigen Wahrheit, umzingelt von privaten Verbreitern von Falsch-Informationen.

Letztlich ist das neue Sendeformat nur konsequent. Inhaltlich setzen ARD und Co. schon lange auf simple Informationen. Das Klima bringt die Erdkugel zum Verglühen, Deutschland wird von Reichsbürgern unterwandert, jeder Kritiker der Regierung ist ein versteckter Rechtsextremist.

Solche Botschaften müssen natürlich dringend auch denen vermittelt werden, die sich mit der Sprache schwertun. Der Ausgang der EU-Wahlen hat schliesslich gezeigt, dass die Staatssender mit ihrem Umerziehungs-Programm noch nicht durchgedrungen sind.