Die Notenbanken haben 2023 rund 1037 Tonnen Gold gekauft, die einen Marktwert von rund 67 Milliarden US-Dollar entsprechen. Das ist die zweithöchste je zugekaufte Menge nach dem bisherigen Rekord von 1082 Tonnen im Jahr 2022.

Das bedrohliche geopolitisch Umfeld, geprägt durch den Kampf der USA gegen China um die globale Vormacht und die 2023 gezählten rund fünfzig gewaltsamen Auseinandersetzungen weltweit, sind der Hauptgrund dafür. Nicht wenige Notenbanken und Regierungen befürchten eine Beschlagnahmung ihrer Währungsreserven im Ausland. Dazu kommt die Zuspitzung der Finanznöte vieler Regierungen und die Gefahr einer dauerhaften Inflation, weil die Notenbanken aus Rücksicht auf die nationalen Staatshaushalte die Zinsen nicht mehr im notwendigen Ausmass erhöhen können, um die Teuerung zu bekämpfen.

Die Notenbanken erachten Goldreserven, im eigenen Land gehalten, offensichtlich weiterhin als attraktiv, wie die Studie des World Gold Council vom Juni 2024 zeigt. Immerhin haben siebzig Notenbanken zur Umfrage beigetragen. Davon beabsichtigen 29 Prozent in den nächsten zwölf Monaten ihre Bestände zu erhöhen. Das ist die höchste Anzahl seit Beginn der jährlichen Erhebung im Jahr 2018. Damals waren es erst 8 Prozent. Gold zu veräussern, beabsichtigen nur 3 Prozent der Reservebanken. Heute macht Gold rund 16 Prozent der Währungsreserven aus, in fünf Jahren sollen es zwischen 17 und 25 Prozent sein.

Vergleicht man die Motivation für die Goldkäufe zwischen den Notenbanken der westlichen Industrieländer und jenen der «Emerging Markets» (EM), dann stellt man teils signifikante Unterschiede fest. Generell sind die EM über das gegenwärtige Umfeld stärker besorgt. Wesentlich grössere Sorgen machen sie sich bezüglich der Inflation, der Geopolitik, der Machtverschiebung zwischen den wirtschaftlichen Blöcken, aber auch wegen der technologischen Innovationen, der digitalen Währungen und der Pandemiegefahr. Deutlich höher sind die Ängste in Bezug auf eine systemische Finanzkrise und politische Risiken in den EM. Kaum ein Unterschied besteht in der Beurteilung der Zinsen, der ESG-Thematik, der demografischen Probleme sowie des wachsenden Populismus.

Gold dient weiterhin in erster Linie als Inflationsschutz, als Stabilitätsanker in Krisenzeiten, zur Diversifikation. Gold beinhaltet kein Gegenparteirisiko und wird kaum zu einem Totalausfall des Wertes führen. Deshalb kann Gold auch problemlos als Pfand für Kredite hinterlegt werden. Aufkeimende Argumente für Goldkäufe sind die Vorwegnahme von Änderungen im internationalen Währungssystem, die Umgehung von Sanktionen und ein Schritt zur Loslösung von der Dollar-Abhängigkeit.

Im dritten Quartal 2023 machte der US-Dollar noch 49 Prozent der Währungsreserven, inklusive Gold, aus. 62 Prozent der Notenbanken glauben, dass dieser Anteil in den nächsten fünf Jahren sinken wird. Das ist ein wesentlich höherer Anteil als in den beiden letzten Jahren mit 55 und 42 Prozent. Dabei sind die EM mit 64 Prozent pessimistischer zum US-Dollar eingestellt als die westlichen Industrieländer, von denen inzwischen aber auch 56 Prozent von einem Bedeutungsverlust des «Greenback» ausgehen. Bezüglich der künftigen Stellung des Euro im Währungssystem herrscht eine ausgeglichene Meinung: ein Drittel höher, ein Drittel tiefer, ein Drittel unverändert. Die EM-Notenbanken sehen eher einen Anteilsrückgang des Euro. Die EU und ihre Elite überschätzen sich mit ihrem unlängst angekündigten Aufstieg des Euro als Alternative zum US-Dollar masslos.

Noch vor Jahresfrist erwarteten 79 Prozent der antwortenden Notenbanker einen Siegeszug des chinesischen Renminbi. Inzwischen ist die Begeisterung etwas verflogen, denn nur noch 59 Prozent sind heute dieser Überzeugung. Nicht in der Studie abgedeckt wird die vielerorts auch vertretene Meinung, dass China Gold kaufe, um seine Währung als goldgedeckte, sichere globale Währung stärker voranzutreiben.

Die 3 Top-Kommentare zu "Notenbanken kaufen tonnenweise Gold. Ist das Edelmetall so viel wert, wie die Institutionen glauben?"
  • Patriotin

    Die BRICS Staaten wollen eine eigene Währung einführen! Mit Gold gedeckt! Dollar👎, Euro👎

  • Kaiser Nero

    Schon Voltaire hat einmal gesagt: irgendwann werde das Papiergeld zu seinem wahren inneren Wert zurückkehren und der sei NULL. Was dann? Bitcoin? Wenn das passiert, dann laufen auch keine Server mehr Herr Kaufmann. Die Zustände können wir uns kaum vorstellen wenn die ganze soziale Pyramide in sich zusammen bricht. Gold ist schon seit Jahrtausenden das echte Geld. Dann kannst du dir wenigstens beim Bauern einen Sack Kartoffeln kaufen. Deine Bitcoin kannst Du dann mit der Grubenlampe suchen.

  • Euglena

    Der EURO,eher"TEURO",schmiert jedes Jahr mehr ab.Erkennbar an den tägl.Bewertungen. Jeder Bundeskanzler darf jährlich bis zu 8 t Gold von den Goldreserven für das Finanzministerium anfordern&erhält sie auch problemlos.Den Geldwert dieser Tonnen Goldes dürfen,wie Steuern, seitens der politischen Akteure nach deren Gutdünken ausgegeben werden.Ein Nachweis wofür,ist nicht erforderlich.Quelle:MSM>I-Net. 17.4.2024"wiwo.de":"Wie hoch sind Deutschlands Goldreserven und wo lagern sie?"WER überprüft das?