Vielleicht ist es eine Revanche für die unzähligen Sticheleien und Demütigungen, die seine Partei in der Vergangenheit erdulden musste, als sie noch CVP hiess und eine Wahl um die andere verlor. Denn seit den letzten Parlamentswahlen, welche der Mitte-Partei, dem Fusionsprojekt von CVP und BDP, einen bescheidenen Wahlerfolg eintrug, geht deren Präsident Gerhard Pfister in die Offensive.

Anlässlich der Mitte-Delegiertenversammlung in Thun warnte er die FDP-Bundesräte Karin Keller-Sutter und Ignazio Cassis vor «rücksichtsloser Machtpolitik»: Wenn sich beide zur Wiederwahl stellten, müssten sie künftig Abstand von der «Blockpolitik» des rechten Lagers nehmen, polterte der Mitte-Präsident.

In den letzten Tagen hat er in einem Interview mit der NZZ eine Grabrede zur bürgerlichen Entente, also zur künftigen Zusammenarbeit der bürgerlichen Parteien in der Schweiz, gehalten. «Es gibt keinen festen Bürgerblock, der sich geschlossen den linken Parteien entgegenstellt», erklärte der Zuger. Die SVP habe den Bürgerblock gesprengt.

Gerhard Pfister lässt die Muskeln spielen.

Sein Ziel ist es – das ist schon fast augenfällig –, die SVP politisch zu isolieren, auch im Hinblick auf künftige bilaterale Verhandlungen mit der EU. Er versucht, in der Mitte eine Art neues politisches Machtzentrum zu errichten und gleichzeitig einen Keil zwischen FDP und SVP zu treiben.

Allerdings sollte Pfister bei all seinen kleinen Planspielen nicht vergessen, dass es ein bisschen keck ist, von einem neuen Machtzentrum in der politischen Mitte zu träumen, wenn der Wähleranteil bloss 14 Prozent beträgt und man potenzielle Alliierte wie die FDP vergrault.

Die 3 Top-Kommentare zu "Pfister ausser Rand und Band: Seit den Parlamentswahlen prügelt er ununterbrochen auf FDP und SVP ein. Überschätzt sich der Mitte-Präsident?"
  • k.schnyder

    Nein, er überschätzt sich nicht. Er zeigt seine ware politische Position und offenbart seinen Charakter. Die Mitte ist nicht mehr in der politischen Mitte. Sie ist links der Mitte.

  • oazu

    Dem Pfister ist der "Wahlerfolg" im tiefen 0.1% Bereich und der Zufallssitzgewinn seiner CVP-Mitte kräftig in den Kopf gestiegen, bei solch einer bescheidenen dafür umso wichtigtuerischen Figur und vorderster Windfahne in Bundesbern wie ihm nicht anders zu erwarten. Austeilen gegen alles neben ihm auf der rechteren Seite und sein unüberhörbares Schweigen gegen linke und grüne Schweizverachter verrät welch Geistes Kind dieser Wichtigtuer ist.

  • hufi

    Lebt Pfister in einer anderen Schweiz? Den einseitigen Bürgerblock gibt es, ich erinnere z.B. an die Regierungswahlen im Kanton Zürich als uns die CVP RR Steiner zur Wiederwahl empfohlen/aufgedrängt wurde. Dank den vielen Stimmen aus der SVP wurde die weniger erfolgreiche Silvia Steiner im Amt bestätigt.