Der Tod von Silvio Berlusconi ist ein einträgliches Geschäft. Jedenfalls für Zeitungen, die Todesanzeigen verkaufen. Wie Ausrisse aus italienischen Blättern zeigen, wollten sich buchstäblich Hunderte vom «Cavaliere» verabschieden, wie der ehemalige Ministerpräsident von Italien genannt wurde.

Screenshots dieses Beileidsreigens auf Twitter riefen aber in erster Linie die Berlusconi-Hasser auf den Plan. Von «Hauptsache weg» bis zu «Hat er das noch bestellt und vorab bezahlt?» ist alles dabei.

Die Häme war zu erwarten. Aber die zentrale Frage heisst: Könnten andere Ex-Regierungschefs oder Staatsoberhäupter mit einer solchen Flut an Abschiedsnachrichten rechnen?

Würde Angela Merkel darin ertrinken? Tony Blair? Oder François Hollande? Gibt es kürzlich verstorbene Spitzenpolitiker, denen nachträglich in dieser Menge die Würde erwiesen wurde?

Die Reaktionen zeigen: Die Realität direkt vor Ort und die Wahrnehmung in anderen Ländern, gesteuert von der einseitigen Berichterstattung der Medien, klaffen auseinander.

In Italien gilt Silvio Berlusconi vielen als Staatsmann, der bei allen Defiziten dem eingerosteten System einen tüchtigen Tritt verpasst hat. Nach Jahrzehnten der Kurzzeitregierungen und Instabilität war er über zwei Jahrzehnte hinweg das Fundament für einen Neuanfang. Die Menschen liebten ihn. Warum sonst hätten sie ihn immer wieder gewählt?

Rund um Italien nahm man das nicht wahr. Die Zeitungen berichteten lieber von «Bunga-Bunga-Partys» oder machten tagelang Schlagzeilen über einen von Berlusconis berüchtigten verbalen Ausrutschern.

Ihn selbst wird das nicht mehr stören. Nicht umsonst heisst ein geflügeltes Wort: «Der Tod ist ein Problem der Lebenden.»