Erst Teufelszeug, jetzt Heilsbringer: Der Messenger-Dienst Telegram legt eine erstaunliche Karriere hin: An sich hatten wir in Deutschland gelernt, dass Telegram mit Vorliebe von Kriminellen genutzt wird. Man sollte Telegram verbieten, hatte Bundesinnenministerin Nancy Fraser (SPD) gefordert und Justizminister Marco Buschmann (FDP) damit angesteckt.

Doch dann das: Sowohl in Russland als auch in der Ukraine hat sich Telegram zur wichtigsten Nachrichtenquelle überhaupt entwickelt. Deutsche Sender, die sich eben noch an der Telegram-Verbotsdiskussion beteiligt hatten, zeigen nun Nachrichten, die von der verpönten Plattform stammen.

In der Ukraine sendet Präsident Selenskyj täglich Updates in seine Gruppe. Einwohner berichten, dass sie über Telegram deutlich schneller über Angriffe informiert würden als über klassische Nachrichtenquellen – die Plattform wird überlebenswichtig.

Damit geht auf, woran Pawel Durow immer geglaubt hat. Der Unternehmer und Telegram-Gründer (37) ist einer der wenigen Milliardäre russischer Herkunft, der nicht zum Kreis der Oligarchen um Putin zählt. Er selbst bezeichnet sich als digitalen Nomaden, manchmal auch als Freiheitskämpfer, lebt derzeit in Dubai und wehrt sich gegen jede Zensur seiner Plattform, sei es von West oder Ost.

Seine Haltung ist konsequenter als beispielsweise die von Durow-Konkurrent und Twitter-Gründer Jack Dorsey: Twitter hatte dem unberechenbaren US-Präsidenten Donald Trump zeitweise den Zugang gesperrt, ihn aber gleichzeitig für die afghanischen Taliban offengehalten. Durow weiss dagegen: Die Nutzer sind es, die eine Medien-Plattform zu der machen, die sie sein kann.

Die 3 Top-Kommentare zu "Vom angeblichen Teufelszeug zum Heilsbringer: Im Ukraine-Krieg avanciert Telegram zur wichtigsten Nachrichten-Quelle"
  • giorgio1954

    Die ganz grossen Fake News Verbreiter sind die Staatsfernsehen von Deutschland und der Schweiz (SF, DRS, ZDF, ARD).

  • Pantom

    Bis auf den unberechenbaren Trump ist ihr Bericht ok. Was hat Trump den so unberechenbar gemacht, wie Sie behaupten? Für mich liegt es noch näher auf der Hand, dass mit Trump so ein Krieg gar nicht stattgefunden hatte. Sein Interesse galt der Stärkung der eigenen Privatwirtschaft und Rückbindung der staatlichen Waffenwirtschaft ohne Schwächung der Verteidigung. Meiner Meinung nach, hätte er den Friedenspreis erhalten sollen und nicht Obama. z

  • Aufseher

    Die Wahrheit wird sich wie Wasser immer ihren Weg suchen. Wenn diese bei den Staatsmedien nicht objektiv vorhanden ist. Das eigentlich weniger manipulative RT wurde ja per EU-Dekret verboten. Mit welcher Rechtsgrundlage eigentlich, falls dieser antiquierte Begriff noch jemanden interessiert? In Kriegen wird immer auf allen Seiten gelogen, aber der eigentliche Informationskrieg hat schon vor Corona begonnen, das ruinierte Vertrauen werden Staaten und Institutionen kaum wieder herstellen können!