Es ist eine fast unglaubliche, wenn nicht gar ungeheuerliche Geschichte, die der frühere Schweizer Botschafter Jean-Daniel Ruch in seinen Memoiren («Frieden und Gerechtigkeit». Weltwoche-Verlag) beschreibt. Sie ereignete sich 1999 in Belgrad, wo Ruch damals als junger Diplomat stationiert war.

Serbiens Herrscher Slobodan Milosevic war zu diesem Zeitpunkt zwar schon vom Strafgerichtshof in Den Haag schon als Kriegsverbrecher angeklagt wegen seiner Schlüsselrolle beim Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Er war aber immer noch die zentrale Führungsfigur dieses Landes.

Vor diesem Hintergrund soll Diplomat Ruch damals von Bern gegen 300.000 Franken Bargeld angefordert haben, um Milosevic politisch zu destabilisieren. Und die EDA-Zentrale überwies die angeforderten Mittel denn auch prompt.

Die Geschichte ereignete sich in jenem Jahr, als Bundesrat Flavio Cotti (CVP) als Aussenminister zurücktrat (März 1999) und der Freiburger Joseph Deiss (CVP) zu seinem Nachfolger in die Landesregierung gewählt wurde – und auch das EDA übernahm. Waren die Bundesräte Cotti und Deiss darüber im Bild, was die Schweizer Botschaft in Belgrad trieb?

Als Kleinstaat in einem fremden Land die Agitation gegen ein Staatsoberhaupt finanziell zu unterstützen, das ist mehr als bloss höchstbedenklich. Das verträgt sich in keiner Art und Weise mit der Neutralitätspolitik der Schweiz.

Aber offenbar nahm man es hier nicht so genau.

Die 3 Top-Kommentare zu "Zu den Memoiren von Jean-Daniel Ruch: Warum es der Spitzendiplomat während seiner Zeit in Belgrad mit der Schweizer Neutralität nicht so genau nahm"
  • chloeisu

    Wir CH sind von Natur aus sauber, Korruption ist doch für uns ein Fremdwort, oder etwa doch nicht? Für mich ist es besser wenn ich nicht alles weis, das macht mir weniger heiss!

  • cofa

    Also im Prinzip wollte der Diplomat genau das tun was die USA 183892773 Male gemacht haben. Dann will man uns das neue Gesetz in Georgien als gegen Menschenrechte etc. verkaufen. Die Demos dort und all die PR wurden ja genau von diesen NGOs gesponsert. Unser und das US System sind leider sehr sehr ähnlich. Alle Macken dort können bei uns in der einen oder anderen Form vorkommen. Darum als erstes Lobbyismus verbieten!

  • sharp

    Naja, nicht zu wissen ist auch keine Lösung. Sie gehen ja nicht zum Arzt, um nicht die Diagnose zu hören. Wenn Sie Ihre Stimme an der Urne “abgeben“, sollten Sie sich für das interessieren, was danach kommt. Ansonsten - keine Stimme abgeben ;) und sich aus dem System zurückziehen, aber mit Negativbestätigung.